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Liebe findet uns

Dieses Buch stand jetzt ein gutes dreiviertel Jahr bei mir im Schrank, eine typische Subleiche eben. Ich weiß nicht genau warum ich dieses Buch noch nicht früher gelesen habe, es gab immer andere, die ich dringender lesen wollte. Jetzt – endlich – liegt es als gelesen zwischen den anderen, und ich kann sagen, dass es mir trotz meines ewigen Zögerns doch ganz gut gefallen hat.

 

Die Geschichte handelt von Heather und Jack, die sich unerwartet im Zug von Paris nach Amsterdam kennenlernen. Beide auf Europareise, Heather reist mit ihren zwei besten Freundinnen, sie hat frisch ihren Collegeabschluss in der Tasche, ein aufregender Sommer bis das Arbeitsleben losgeht. Er reist auf den Spuren des Reisetagebuchs seines Großvaters. Die Orte und Erinnerungen daraus teilt er mit Heather, sie sind ihm wohl das allerwichtigste. Genauso unerwartet wie das Treffen der beiden ansich, verliebt Heather sich Hals über Kopf in Jack, er scheint die Liebe ihres Lebens zu sein. Doch als wäre nichts von alledem passiert, verschwindet er von einem Moment auf den anderen spurlos.

 

Ich muss zugeben ich hatte zu Beginn Mühe in das Buch hineinzukommen. Die Charaktere wurden nicht weiter beschrieben oder greifbar gemacht, der ganze Plot erschien mir ziemlich flach. Und doch entwickelt sich das ganze so wie ich es niemals für möglich gehalten habe; ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, wollte unbedingt wissen was alles passiert. Die Anziehung und die Verbindung zwischen Heather und Jack erschienen mir beinahe greifbar zu sein. Die Entwicklung die die beiden im Laufe der Handlung durchmachen absolut verzaubernd und begeisternd.

 

Nachdem der Anfang sich so gesteigert hatte, fand ich den Mittelteil ehrlich gesagt wieder etwas langweilig. Ich hatte nicht so recht die Motivation so richtig weiterzulesen, bzw dranzubleiben. Im letzten Drittel wurde diese „Phase“ dann aber wieder absolut wettgemacht, das Ende war einfach nur …! Ich muss gestehen ich habe so geheult, und lag einfach nur da, unfähig irgendetwas anderes zu tun, irgendetwas anderes zu denken. Ich will in meiner Rezension hier jetzt nichts spoilern, denn man muss das Ende einfach selbst lesen.


Obwohl es mir teilweise schon das Herz rausgerissen hat, war das Ende vermutlich mein liebster Teil im ganzen Buch. Es hat perfekt alle Ereignisse, alle Gefühle und Handlungen widergespiegelt, die bis zu diesem Moment passiert sind. Das Ende hat das Buch mit einer Tiefe abgeschlossen, von der man bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste dass sie derart da war, und zwar die ganze Zeit. Alle Momente in denen ich während des Lesens dachte, dass sie ziemlich flach und langweilig wären, haben zu diesem wunderschönen Ende beigetragen. Und damit meine ich nicht, dass mir das Buch in der Mitte nicht etwas zu zäh war, sondern dass sie vom Ende aus betrachtet einfach wieder unendlich schön wirkt.

 

Was mir außerdem gut an dem Buch gefallen hat, war der doch etwas andere Schreibstil des Autors. Man hatte eben nicht das Gefühl, das man beispielsweise bei einem typischen New Adult- oder Fantasy Roman hat. Und doch habe ich es geliebt! Der Schreibstil war zwar gewiss nicht immer einfach, aber er hat an vielen Stellen noch so viel mehr verraten, als man in den Zeilen lesen konnte; Gefühle und Stimmungen wurden vermittelt, und das ist meiner Meinung nach etwas, was einfach so so schön ist.

 

Die Charaktere selbst haben sich im Laufe der Geschichte immer mehr entwickelt, was dazu geführt hat, dass diese anfängliche Schwierigkeit einen Zugang zu den beiden zu finden, immer mehr verschwunden ist. Vor allem Jack hat mir irgendwie gefallen. Neben seiner ständigen lockeren Art scheint er auch eine sehr emotionale Seite zu haben, was besonders im Zusammenhang mit dem Reisetagebuch seines Großvaters aufgefallen ist. Doch genau wegen dieser auch sensiblen Art verhält er sich oft auch absolut unangemessen. Es scheint als würde er Heather hin und wieder einfach grundlos verletzen, es scheint als würde er keinen zweiten Moment über das nachdenken, was er zu ihr sagt.
Heather wiederum wirkt zu Beginn ziemlich langweilig. Tatsächlich wirkt sie genau wie die Person, die man oberflächlich in ihr zu sehen scheint. Den Charakterzügen, wegen denen sie das ein oder mal mit Jack aneinandergerät. Oder besser gesagt andersrum. Doch hinter dieser langweiligen Fassade steckt eine Frau, die zwar in ihr Erwachsenen Leben startet, und trotz allen Anscheins nach noch nicht so recht weiß was das Leben für sie bedeutet.
Was beide Charaktere für mich so besonders gemacht hat, war die Tatsache, dass sie das Beste aus dem jeweils anderen herauszuholen schienen. Es war keine platte Beziehung wie es anfänglich schien, es ging über pure Anziehung hinaus. Es war vielmehr ein Ausschnitt aus dem Leben zweier Personen, die sich doch so unüblich und unerwartet getroffen und verliebt hatten, und doch füreinander bestimmt zu sein schienen. Oder gerade deswegen. Eine Verbindung zwischen zwei Personen, die ich als Leser förmlich zwischen den Seiten spüren konnte.

 

Die Nebencharaktere haben mir im Vergleich lange nicht so gut gefallen, was eben auch einfach an der Perspektive lag. Sie blieben weitestgehend „unbeschrieben“, also bis auf die äußerlichen Informationen hat man eben nicht viel erfahren was hinter den Personen steht, was eben wiederum den Zugang zu den Charakteren sehr erschwert hat, aber auf der anderen Seite auch nicht hätte anders sein können.

 

Insgesamt komme ich also zu dem Schluss, dass Liebe findet uns zwar nicht mein Lieblingsbuch, und auch kein Highlight wird, aber dass die Geschichte von Heather und Jack einen festen Platz in meinem Herzen hat. Ich habe das Gefühl die Definitionen vom Leben und der Liebe nach diesem Buch noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise verstanden und erfahren zu haben. Ein echtes Herzensbuch, ich weiß nicht, warum ich es noch nicht früher gelesen habe!

 

 

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