· 

Das Kalte Reich des Silbers

Direkt ganz zu Beginn kann ich hier sagen, dass es mir das Buch definitiv nicht leicht gemacht hat. Ich habe wirklich lange gebraucht, um so in der Geschichte anzukommen, dass ich wirklich weiterlesen wollte. Ich kann auch direkt hier schon sagen, dass mich die ersten 400 Seiten nicht so richtig begeistern konnten. Wie jetzt meine insgesamte Bewertung zustande kommt? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht so recht. Beim Lesen und auch jetzt danach habe ich versucht für mich festzustellen anhand welcher Aspekte ich bewerten will. Normal steht für mich immer ganz klar die Umsetzung einer Geschichte im Vordergrund; sie entscheidet häufig darüber, wie gut mir ein Buch gefällt. Was also tun, wenn ein Buch sich schlecht daran bewerten lässt, weil der Inhalt selbst es war, den ich letztlich mochte. Ich kann und will nicht sagen, dass das Buch prinzipiell schlecht war, nur weil ich mit der Umsetzung der Handlung nicht so gut klar kam. Und so wird der Punkt, der mir normal beim Bewerten am wichtigsten erscheint, zu dem, den ich lediglich  nebenbei betrachte.

 

Klappentext [Hugendubel.de]

Glitzernd, grandios und geheimnisvoll

Mirjem ist die Tochter eines gutherzigen Pfandleihers, der es nicht über sich bringt, Schulden einzutreiben. Als die Familie deshalb bittere Armut leidet, tritt Mirjem an die Stelle ihres Vaters. Unnachgiebig fordert sie zurück, was ihr zusteht. Sie ist erfolgreich, und bald heißt es, sie könne Silber zu Gold machen. Die Kunde davon dringt bis tief in die Wälder, zum gefürchteten Volk der Staryk - magische Wesen, die mehr aus Eis bestehen als aus Fleisch und Blut. Der König der Staryk entführt sie in sein Reich. Dort soll sie für ihn Silber zu Gold machen. Tut sie das nicht, wird der Staryk sie töten. Doch gleichzeitig versinkt die Menschheit nun in Kälte ...

 

Aber fangen wir noch einmal ganz von vorne an. Ich werde die einzelnen Aspekte, die ich innerhalb meiner Rezensionen bewerte, diesmal in die Kategorien „Umsetzung“ und „Handlung/ Inhalt“ einordnen.

 

Angefangen bei diesem großen Paket „Umsetzung“ möchte ich zuerst auf den Aspekt des Aufbaus zu sprechen kommen. Nun ja, ich hab es oben schon angesprochen, ich bin lange gar nicht reingekommen, da für mich persönlich ca die letzten 180 Seiten den einzig wirklich spannenden Teil darstellten. Besonders zäh erschienen mir die ersten 150 Seiten, da ich während dieser Zeit immer noch das Gefühl einer Einleitung hatte. Irgendwann war ich mir nicht mehr sicher, was eigentlich auf dem Klappentext gestanden hatte und hab deshalb nachgeschaut. Ich muss sagen ich war doch etwas verwirrt, als ich da Ereignisse erfahren habe, die auf Seite 150 noch nicht einmal ins Gespräch gekommen waren.

Um hier zu einem Schluss zu kommen; ich kann sagen, dass sich die ersten zwei Drittel für mich leider nur gezogen haben und ich zunehmend genervter wurde, weil nicht wirklich etwas passiert ist. Das letzte Drittel hat mir dann überraschenderweise gut gefallen, jedoch kam für mich die Spannung innerhalb des gesamten Buches dann doch etwas zu kurz und vor allem zu spät.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieser Aspekt auch zum Aufbau zählt, aber ich fand es doch unglaublich anstrengend, dass die Charaktere die meiste Zeit nur innere Monologe hatten, und kaum miteinander sprachen. Ungefähr das Verhältnis von drei Seiten Monolog zu einem Satz Dialog, was das ganze einfach ziemlich zäh gemacht hat.

 

Als nächstes – wohl der elementarste Bestandteil der Umsetzung – der Schreibstil der Autorin. Ufffff. Ich muss leider sagen, dass ich mich zwischen den Zeilen nicht so recht wohlgefühlt habe. Und das lag nicht nur daran, dass die Situation der Charaktere keine besonders schöne ist, sondern auch an der Ausdrucksweise, den Beschreibungen und Wörtern. Ich kann es leider nicht so recht beschreiben, aber (wir nehmen hier mal wieder das letzte Drittel heraus) ich hatte beim Lesen oft einfach so ein unangenehmes Gefühl, das ich unter anderem eben auf den Schreibstil zurückführe.

 

Abschließend hierzu kann ich also sagen, dass mich die Umsetzung des Buches in keiner Weise so recht überzeugen konnte. Wobei man hier eben unbedingt noch die „Rahmenbedingungen“ des Buches in Betracht ziehen muss; neben der „banalen“ Umsetzung der Autorin muss man eben auch die Umsetzung als eine Art Märchen betrachten. Und deshalb komme ich hier zu dem Schluss, dass mich die Umsetzung der Geschichte leider nicht überzeugen konnte, was zum einen an Schreibstil, Aufbau und Gestaltung der Autorin liegt, zum anderen aber auch an der Form als Märchen, das eben auch noch Besonderheiten mit sich bringt was z.B. den Aufbau angeht, die mir nicht so sehr gefallen haben.

 

 

Wie bereits mehrfach angeteasert, hat mir der eigentliche Plot der Geschichte jedoch gut gefallen. Ich glaube die Umsetzung hat dem Ganzen durchaus einen Abbruch getan, so ganz getrennt voneinander kann man die beiden Aspekte nicht betrachten.

Aber um jetzt mal auf die eigentliche Handlung zu sprechen zu kommen – ich fand die Ideen richtig toll! Ich sehe im alleinigen Inhalt echt gutes Potential.

 

Besonders hierbei hat mir die durchgängige Multiperspektivität gefallen. Ich fand es richtig toll wie die Geschichte zunächst von einer Sichtweise aus begonnen wurde und nach und nach immer mehr Blickwinkel dazukamen, die die Grundidee deutlich spannender gemacht haben.

Einziger Kritikpunkt hier ist, dass es mir ab einem gewissen Punkt etwas zu viel des Guten war. Mir hätte es vollkommen gereicht die Geschichte von Mirjem, Wanda und Irina erzählt zu bekommen. Darüber hinaus vielleicht noch Mirnatius, weil ich seinen Blickwinkel (spoiler: und Chernobogs) unfassbar interessant fand. An dieser Stelle hätte ich auch richtig gerne mal ein oder zwei Kapitel aus der Sicht des Staryk gelesen. Doch stattdessen kamen Stepon und Magret dazu, und es mag böse klingen, aber ich hab bis zum Ende hin nicht ganz verstanden was genau an den Eindrücken der beiden jetzt konstruktiv für die Geschichte sein soll. Also selbst bei dem Aspekt, der mir eigentlich gut gefallen hat und der die Geschichte selbst spannender gemacht hätte, hat mir die Umsetzung einfach wieder nicht komplett gefallen.

 

Ich möchte hier unter der Betrachtung der Handlung nicht erneut auf den Aufbau eingehen, doch weil ich der Meinung bin, dass sowieso beides miteinander verbunden ist, will ich an der Stelle einfach noch anmerken, dass ich den Plot wie gesagt zwar mochte, für meinen Geschmack in den ersten beiden Dritteln einfach deutlich zu wenig passiert ist.

 

Bei den Charakteren war es ähnlich wie beim Rest. Ich schiebe es auch wieder auf die Umsetzung (besonders der Schreibstil an der Stelle), weil ich sie an sich gut fand. Ihre Handlungsweisen konnte ich oft gut nachvollziehen, im Grunde mochte ich sie. Aber auf der anderen Seite eben auch irgendwie wieder nicht, weil ich mich durch die Umsetzung einfach unwohl gefühlt habe.

 

 

Abschließend kann ich also zu dem Buch sagen, dass es mir jetzt vor allem im Nachhinein irgendwie echt gut erscheint, da ich die letzten ca. 180 echt mochte! Allerdings hat sich für mich alles davor einfach unfassbar gezogen, es war nicht wirklich packend und spannend und ich hab mich beim Lesen eigentlich nur unwohl gefühlt. Die Umsetzung hat mir nicht wirklich gefallen, die Handlung hingegen schon. Insgesamt also okay, ich finde man muss das Buch definitiv nicht gelesen habe, aber im Nachhinein bin ich eigentlich doch ganz glücklich darüber, dass ich es getan hab. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0